>>>> texte <<<<

Michael Jordan: Erlanger Künstler mit vielen Facetten

Den Belichtungstisch für den Siebdruck hat er selbst gebaut. Mit ausrangierten Fenstern aus seinem früheren Kinderzimmer. Auch sonst ist beim kurzen Rundgang im schicken Atelier im Frauenauracher Gemeindezentrum schnell zu sehen: Hier arbeitet einer, der sich nicht nur verkünstelt, sondern gut handwerken kann.




Sein Atelier hat sich Michael Jordan im Gemeindezentrum in Frauenaurach eingerichtet. Hier arbeitet er auch mit Jugendlichen, gibt Kurse der Jugendkunstschule Erlangen. Foto © Harald Sippel


Es ist die Wirkungsstätte von Michael Jordan, 43 Jahre alt, selbständiger Künstler mit vielen Facetten. Zeichner vor allem, aber nicht nur. Radierungen und Siebdrucke gehören ebenfalls zu seinem Repertoire. Dass es soweit kam, liegt auch an dem glücklichen Umstand, dass es im Hause Jordan einst immer genug Papier gab. Schmierpapier, das der Vater aus dem Büro mitbrachte. Und das die Mutter nutzte, um den Sohn zu beschäftigen. Stifte, Papier — schon legte Michael los. Manchmal mit einer konkreten Aufgabe, die ihm die Mutter stellte. Zum Beispiel Figuren aus einem Film zu malen, den er vorher gesehen hatte.
Jetzt, Jahrzehnte später, gehört das Zeichnen nach wie vor zu Michael Jordans Leben. Es prägt dieses Leben sogar. Es hat ihn weggeführt aus seiner Heimatstadt Erlangen. Und es hat ihn – nach unterschiedlichsten Stationen – wieder zurückgeführt.

Dabei war Jordans Talent während der Schulzeit ein wenig in Vergessenheit geraten. "Aber so mit 16, 17 habe ich wieder mehr gezeichnet und dann gemerkt, dass es ein Beruf für mich sein könnte." Trotzdem dauerte es, bis er herausfand, wie dieser Beruf genau aussehen könnte. Bis er seinen Weg fand; seine Art, Kunst zu schaffen. Nach einem kurzen Studium an der Ohm Hochschule in Nürnberg ging er nach Hamburg, studierte dort Medien-Illustration, zog danach nach Wien und studierte Druckgrafik an der Universität für angewandte Kunst.

Jordan wollte Künstler werden

Ziel: Künstler werden. Also so einer, dessen Werke in Galerien und in Museen hängen. Der Kunstbetrieb allerdings — das Drumherum, das für die Selbstvermarktung nötig ist — war so gar nicht sein Ding. Wohler fühlte er sich dagegen in der Comic-Szene, fand in der avantgardistischen internationalen Zeichnergruppe tonto Arbeitskollegen und Freunde zugleich. "Das ist ein Netzwerk von Leuten, mit denen man gut arbeiten, aber auch gut abhängen kann."
Parallel dazu entdeckte er sein pädagogisches Geschick. Die Freude daran, sein Wissen und sein Können zu teilen; andere an die Kunst heranzuführen. Er begann Workshops zu geben; in Schweden, Thailand, Russland oder den USA. Er nahm Lehraufträge und Gastprofessuren an, unter anderem in Vermont, Kassel, Wien und Offenbach. Er wurde mit Preisen ausgezeichnet – und seine Arbeiten wurden ausgestellt.

Erlangen für Jordan ein Wohlfühl-Ort

Jordan ist ein Projektmensch. "Das liegt mir" sagt er. Dieses sich in eine neue Aufgabe hineinfallen zu lassen; alle Kraft und Zeit in sie zu investieren. Dieses die Dinge immer wieder zu durchdenken; sie zu perfektionieren. Um dann, wenn das Projekt abgeschlossen ist, in einer Ruhephase wieder aufzutanken. Als Basis für all das hat er sich 2003 Erlangen ausgesucht. "Damals habe ich einen Rückzugsort gesucht, an dem ich mich wohlfühle."

Dabei ist es geblieben. "Ich mag die Ruhe hier, in der man sich gut auf die eigene Arbeit konzentrieren kann. Ich mag aber auch das Lebensgefühl, die gesellige Seite." In seinem Atelier gibt Jordan Kurse für die JuKS, die Jugendkunstschule Erlangen. Er fertigt auch schon mal Originale auf Bestellung, Geburtstags- oder Hochzeitskarten zum Beispiel. Er arbeitet an seinen Künstlerbüchern, die Bleistift-Zeichnungen, Aquarelle, Collagen, Siebdrucke, eigene Texte und Comics enthalten. Und er zeichnet ab sofort für die Humorseite des MAGAZINS am Wochenende.
Er gehört außerdem zum Organisationsteam des Internationalen Comic- Salons; rahmt Ausstellungsstücke, kuratiert Ausstellungen, die während des nur viertägigen Salons in der ganzen Stadt verteilt sind. Jetzt gerade, zwei Wochen vor dem Salon, ist das ein Rund-um-die-Uhr-Job. Ab und an zieht es den 43-Jährigen dann wieder für ein Projekt in die Ferne. Das nächste, das ansteht: ein Austausch mit einem chinesischen Künstler. Erst kommt der her, dann geht der Erlanger nach China. In der Bewerbung für das Projekt hat sich Jordan einen Zeichner als Austauschpartner gewünscht. Es wurde ein Bildhauer. Das Atelier in Frauenaurach wird also bald um eine Facette reicher sein.

Gudrun Bayer


http://www.nordbayern.de/region/erlangen/michael-jordan-erlanger-kunstler-mit-vielen-facetten-1.7041925

 

 

 

 

Copyright 2007-2100 by Michael Jordan (All Rights Reserved) - Impressum